Die Stadt Katscher ist im südlichen, landwirtschaftlich fruchtbarsten Teile des Kreises Leobschütz, etwa
2 Kilometer von der tschechisch - slowakischen Grenze gelegen. Aus vorgeschichtlichen Bodenfunden, wie Urnen, Steinbeilen,
Schmuckringen, Wohngruben usw., geht hervor, daß Katscher und Umgebung schon zur Urzeit besiedelt war.
In den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung wohnte in dieser Gegend, welches Durchgangsland von den römischen
Donauprovinzen in die germanischen Länder war, der germanische Volksstamm der Vandalen. Als zur Zeit der Völkerwanderung
der größte Teil der Vandalen nach Süden und Westen zog, rückten die Slawen nach, bis um etwa
das Jahr 1250 herum deutsche Siedler wieder hereinströmten.
In Urkunden wird Katscher, welches früher auch den Namen Ketscher, Ketcer und Keczer führte, zum ersten
Male im Jahr 1031 genannt. König Ottokar II., welcher von 1253-1278 regierte und auch Herr des Troppauer Landes
einschließlich Katscher war, belehnt etwa 1255 den Bischof Benno von Schauenburg in Olmütz mit dem Hotzenplotzer
Ländchen.Er ließ im Katscher einen großen Mühlenbetrieb mit fünf Räderwerken und
einen Fittich anlegen.
Unter Bischof Konrad I. wurde 1321 Katscher Stadt. Die Verleihung des Stadtrechtes bedeutet für die Bürger
Befreiung von der Erbuntertänigkeit, Gewährung des Marktrechts und Verleihung der Zunftverwaltung. Die
Stadt entwickelte sich nur langsam und wurde, obwohl an dem Handelstraßenzug Troppau - Cosel am Übergang
über die Troja gelegen, nicht durch Mauern befestigt, jedoch bot im Süden der Stadt ein dort bogenförmig
die Stadt umschließender Hohlweg, noch heute Stadtgraben genannt, einen Ersatz für einen Wallgraben.Nach
der Stadtseite zu verliefen parallel mit dem Mühl- und Stadtgraben. Aufgeworfene Schanzen, welche die Stadt
ringartig umschlossen. Die Schanzen sind in der Richtung des heutigen Stadtgrabens von der kleinen Mühle bis
zur Kreuzkirche verlaufen; sie zog sich dann hinter den Gärten, welche an die Widmut grenzen, entlang. In
der Richtung der Graf-Gaschin-Straße hatten die Schanzen ihre Fortsetzung bis zur kleinen Mühle. |
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1389 werden mit einer Urkunde Richter, Ratsmänner und Geschworene erwähnt, ein Beweis, daß die
Stadt zum Teil eigene Gerichtsbarkeit besaß. Im gleichen Jahr gestand Bischof Nikolaus von Olmütz den
Bürgern der Stadt, welche keine Söhne und Töchter hatten, freies Testament zu. Im Jahr 1391 vergibt
der Bischof das Dorf Flustmaß (Stolzmütz) in der Nähe von Katscher als Lehn, wobei in der Lehnsurkunde
die Ritter Herodus und Hannus Saro de Keczer als Zeugen aufgeführt werde.
1538 erbitten in einer Urkunde Bürgermeister und Schöffen von Bischof Stanislaus das Recht des Weinausschankes
und das Braurecht, welche ihnen auch bewilligt werden. Für das Recht des Bierbrauens und des Weinausschankes
wurden gewisse alte Robotpflichten neu festgelegt. In das Braurecht teilten sich 64 Stellenbesitzer, die schon
als vollberechtigte Bürger ansässig waren. Diese und ihre Nachfolger waren die Großbürger,
die später hinzugekommenen Besitzer die Kleinbürger.
In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren Lehesträger von Katscher Niklas Klema von Lhota, dessen Tochter sich
mit Niklas Gaschinsky von Gaschin vermählte.
Im Laufe der folgenden Jahrhunderte wurde Katscher des öfteren von Feuersbrünsten heimgesucht. Im dreißigjährigen
Kriege wurde Katscher von den Schweden in Barbd gesteckt und vollkommen verwüstet.
1694 vernichtet ein größerer Brand auch Kirche und Pfarrei.
1742 kam das mährische Gebiet zu Preußen.
1759, 1829 und 1840 vernichteten große Brände zahlreiche Häuser der Stadt; bei letzterer wurden
allein über 100 Besitzungen eingeäschert.
1848 fielen ein großer Teil der Bewohner einer Typusepidemie und 1866 eine Choleraepidemie zum Opfer.
1877 fiel die Herrschaft Katscher durch Heirat mit der Gräfin Wamda Gaschin an Hugo Reichsgrafen von Henkel-Donnersmark,
dessen Nachkommen bis zur Zeit auch im Besitz der Herrschaft geblieben sind.
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Heute ist Katscher einschließlich der 1921 eingemeindeten Ortsteile Fürstlich Langnau, Lehn-Langenau
und Neukatscher eine Stadt von 9032 Einwohner, deren Handel und Gewerbe durch die Abtretung des Hultschiner Ländchens
stark gelitten haben. Vorherrschend ist die Plüsch-, Krimmer- und Teppich- Industrie, welche aus früheren
Leinenweberei hervorgegangen ist und auch zahlreichen Heimwerken Beschäftigung bietet.
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